Faktorenhaus Schönbach

Faktorenhaus Schönbach

Umbau eines Umgebindehauses von 1785

Eingebettet in die traumhafte Naturkulisse des Landschaftsschutzgebietes Oberlausitzer Bergland befindet sich die kleine Ortschaft Schönbach.
Neben der Idylle der Natur sind es aber nicht zuletzt die zahlreichen Umgebindehäuser, die der Oberlausitz zu überregionaler Bekanntheit verhelfen.
Bei dieser besonderen Bauweise ist der Hauptraum im Erdgeschoss in einer gesonderten Holzblockbauweise errichtet und von einem umlaufenden Stützensystem umgeben.

Hintergrund

Das Faktorenhaus in Schönbach wurde um 1785 als repräsentatives Wohn- und Wirtschaftsgebäude in Umgebindestruktur errichtet. Faktoren waren seinerzeit Leinwandhändler, die Tuchverarbeiter mit Garnen und Ausrüstungen belieferten.
Nach mehr als 30 Jahre Leerstand und einem sich immer mehr verschlechternden Gebäudezustand hat sich erneut ein Händler der historischen Immobilie angenommen. Doch statt Leinen und Garnen handelt das mittelständige Unternehmen, das nun ins Faktorenhaus eingezogen ist, mit zeitgenössischen Möbeln und Küchen.
In den oberen Ebenen ist der Verwaltungsapparat dieses Unternehmens untergebracht.
Das Erdgeschoss als halböffentlicher Bereich nimmt unter seinen historischen Kreuz- und Tonnengewölben Foyer, Garderobe, Toiletten und Seminarräume auf. Nach wie vor bleibt aber das Herzstück des gesamten Objektes die Blockstube. Diese wurde unter Beibehaltung ihrer historischen Struktur in einen atmosphärischen Gastraum mit offener Küche und Kamin überführt.

Idee

Das gesamte Faktorenhaus steht als bedeutendes Kulturdenkmal unter Denkmalschutz.
Übergeordnetes Ziel war es vor diesem Hintergrund das Ursprungsbild des “Faktorenhauses” zu bewahren, es jedoch mit einer auf die neuen Nutzungen abgestimmten Gestaltung zeitgenössisch fortzuschreiben.
Auf dieser Basis wurde das Gebäude von sämtlichen Anbauten und später hinzugefügten Bauelementen befreit und auf seine klare Kubatur und Tragwerk zurückgeführt.
Im Inneren wurden das Fachwerk und Gebälk zu großen Teilen freigelegt und erlebbar gemacht. Zum einen um mehr natürliches Tageslicht in das Gebäudeinnere zu transportieren und zum anderen für ein von außen nicht zu erahnendes Raumerlebnis. Denn durch freigelegte und rückgebaute Decken-und Wandflächen werden große Luft-und Lichträume sowie Galerien generiert, welche die unterschiedlichen Ebenen der Büros miteinander visuell verbinden.
Für die Erschließung der oberen Verwaltungsräume sorgt eine neue Treppe auf der Nordseite.

Material

Die verwendeten Materialien und Oberflächen folgen dem Prinzip: „What you see is what you get.“ Historie und Zeitgeist geben sich dabei die Klinke in die Hand.
Bruchstein, Sumpfkalkschlämme und verkohltes Holz in Kombination mit handgeschnitzten weißen Zierrahmen prägen die äußere Erscheinung. Im Innern treten natürliche Lehmputze und helle Kaseinfarben in Kontrast zu dunklen Rohstahl- oder spiegelnden Chromstahloberflächen. Für die Böden der Büros und Besprechungsräume wurden schallabsorbierende, anthrazitfarbene Teppichböden eingesetzt. Alle anderen Flächen sind mit großformatigen, geölten Eichendielen ausgelegt. Für die Blockstube wurden vorgefundene, historischen Dielen des Objektes aufgearbeitet und wiederverwendet. Alle anderen öffentlichen Bereiche sind mit Zementfliesen ausgelegt.
Alle drei Hauptgeschosse verbinden unterschiedlich farbige Sanitärräume. Gegenüber der reduzierten Farbgebung der Grundsubstanz wurden für diese untergeordneten Räume intensivere Farben wie Violett, Purpur und Türkis gewählt.
Bestehendes und Neues ergänzen sich zu einer selbstverständlichen Einheit. Es bleibt ein Umgebindehaus, aber eines das im Hier und Jetzt steht.

“(…) eine verblüffende Modifikation der Gebäudestruktur, die sich in ihrer Tragweite von außen nicht einmal erahnen lässt.”
Reinhard Krause – AD 04/2021
“Vorhandene historische Bauteile und neue moderne Raumelemente bilden dabei eine gelungene Symbiose und schaffen eine einmalige Arbeitsatmosphäre.”
Thomas Geuder – md 3/2022

Daten

Bauvorhaben: Faktorenhaus Schönbach | Umbau eines Umgebindehauses
Bauherr: Uwe Starke e.Kfm.
Fertigstellung: 2020
Fotograf: Robert Rieger
Architekturfilm: Ertzui Film

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Aufstockung und Erweiterung eines DDR-Typenhauses in Markkleeberg

Grundlage dieses scheinbar neuen Baukörpers ist ein bestehendes DDR-Typen Einfamilienhaus aus den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts. Dieses wurde durch radikalen Umbau, Aufstockung und Ergänzung zu einem neuen und zeitgemäßen Wohngebäude transformiert. Die gestaltprägenden „Wurzeln“ behält der Bau jedoch, aber so, dass man die Spuren der Vergangenheit erst auf dem zweiten Blick erkennt. Aufbauend auf den Strukturen des Bestands, setzt sich der Entwurf mit den Elementen des Vorgängers und der gewachsenen Grundstückssituation ebenso, wie mit den Anforderungen an ein zeitgemäßes, maßgeschneidertes Wohnhaus für eine vierköpfige Familie auseinander. Dabei reagiert er auch in seiner Maßstäblichkeit auf seine Umgebung.
Alle Ergänzungsvolumen sind als natürlich- nachwachsende Holzkonstruktion errichtet, die im Inneren zum Teil sichtbar sind.

Daten

Bauvorhaben: Haus auf einem Sockel | Umbau und Erweiterung eines DDR Typenhauses, Markkleeberg
Bauherrschaft: privat
Fertigstellung: 2020
Fotograf: Bertram Bölkow