

scharf geschnitten
Das Grundstück inmitten der kleinen Bergstadt Eibenstock ist von der reizvollen Landschaft des Naturparks Erzgebirge umgeben.
Die Architektur der Bergdörfer ist geprägt von traditionellen Bauweisen, welche bewusst auf die rauen, klimatischen Bedingungen der Gegend reagieren.
Die örtlichen Traditionen mit einer zeitgemäßen Architektursprache sowie einer einfachen Bauweise in Einklang zu bringen ist die Grundidee dieses Neubaus.
Idee
Orientierend an den ortsbildprägenden Steildächern entwickelt sich aus dem Grundstücksverlauf ein scharfwinkliger Baukörper mit fünf unterschiedlich geneigten Dachflächen.
Großzügige Gebäudeeinschnitte unter großen Schleppdächern markieren deutlich die Hauptnutzungsbereiche und primären Zugänge der grundsätzlich geschlossenen Gesamtform. Gleichzeitig bieten diese Bereiche großzügigen Schutz vor Schnee und Regen.
Trotz nur eingeschossiger Bauweise mit Steildach markiert sich der kompakte Baukörper selbstbewusst neben dem mehrgeschossigen Forstamtsverwaltungsgebäude und der umgebenden Nachbarbebauung.




Konstruktion
Durch die unmittelbare Nähe zu den Wäldern des Erzgebirges und dem Forstamt als Nutzer war die Konstruktion bestehend aus einer Holzrahmenständerbauweise mit Holzfachwerkträgern als Raumtragwerk naheliegend. Für die Aussteifung der Wände und der inneren Verkleidung sorgt eine Zweifachbeplankung mit OSB – Holzwerkstoffplatten. Eine Stahlbetonbodenplatte bildet als Flächengründung das Gesamtfundament des Bauwerks und durch Flügelglättung der Oberfläche gleichzeitig den Fertigboden.
Nicht zuletzt tragen diese einfachen, archaischen Materialien und Konstruktionen dem wirtschaftlichen Aspekt und der Nutzung als reines Lager, Garage und Funktionsgebäude Rechnung.



Fassade
Seine atmosphärische Ausstrahlung erreicht der plastische Baukörper insbesondere durch die Wahl der äußeren Dach- und Fassadenverkleidung.
Eingehend auf die Forstarbeit des Nutzers sowie auf die ortstypische Dacheindeckung mit Schieferschindeln wird der gesamte Baukörper ebenso gänzlich mit Schindeln umhüllt.
Statt Schiefer kamen jedoch die traditionell in der Bergregion verwendeten Holzschindeln zum Einsatz.
Kontrastierend zum schuppig spröden Material der Holzschindeln, wurden die großen Gebäudeeinschnitte seitlich und über Kopf mit Oberflächen aus glatten, metallisch schimmernden Aluminiumpaneelen ausgekleidet. Innerhalb dieser Flächen sind alle Außenzugänge, wie Türen und Garagentore flächenbündig integriert.
Diese einfache, traditionelle, aber spezifische Gebäudehaut erinnert an einen gespaltenen Stamm mit äußerer, rauer, dunkler Rinde und einem inneren, hellen und glatten Kern.

Daten
Bauvorhaben: scharf geschnitten | Neubau Wirtschaftsgebäude für den Forstbezirk 14 in Eibenstock
Auftraggeber: Land Sachen, vertreten durch SIB NL Zwickau
Fertigstellung: 2010
Fotograf: Werner Huthmacher, Bertram Bölkow
Architekturfilme: Ertzui Film


Faktorenhaus Schönbach
Eingebettet in die traumhafte Naturkulisse des Landschaftsschutzgebietes Oberlausitzer Bergland befindet sich die kleine Ortschaft Schönbach.
Neben der Idylle der Natur sind es aber nicht zuletzt die zahlreichen Umgebindehäuser, die der Oberlausitz zu überregionaler Bekanntheit verhelfen.
Bei dieser besonderen Bauweise ist der Hauptraum im Erdgeschoss in einer gesonderten Holzblockbauweise errichtet und von einem umlaufenden Stützensystem umgeben.
Hintergrund
Das Faktorenhaus in Schönbach wurde um 1785 als repräsentatives Wohn- und Wirtschaftsgebäude in Umgebindestruktur errichtet. Faktoren waren seinerzeit Leinwandhändler, die Tuchverarbeiter mit Garnen und Ausrüstungen belieferten.
Nach mehr als 30 Jahre Leerstand und einem sich immer mehr verschlechternden Gebäudezustand hat sich erneut ein Händler der historischen Immobilie angenommen. Doch statt Leinen und Garnen handelt das mittelständige Unternehmen, das nun ins Faktorenhaus eingezogen ist, mit zeitgenössischen Möbeln und Küchen.
In den oberen Ebenen ist der Verwaltungsapparat dieses Unternehmens untergebracht.
Das Erdgeschoss als halböffentlicher Bereich nimmt unter seinen historischen Kreuz- und Tonnengewölben Foyer, Garderobe, Toiletten und Seminarräume auf. Nach wie vor bleibt aber das Herzstück des gesamten Objektes die Blockstube. Diese wurde unter Beibehaltung ihrer historischen Struktur in einen atmosphärischen Gastraum mit offener Küche und Kamin überführt.



Idee
Das gesamte Faktorenhaus steht als bedeutendes Kulturdenkmal unter Denkmalschutz.
Übergeordnetes Ziel war es vor diesem Hintergrund das Ursprungsbild des “Faktorenhauses” zu bewahren, es jedoch mit einer auf die neuen Nutzungen abgestimmten Gestaltung zeitgenössisch fortzuschreiben.
Auf dieser Basis wurde das Gebäude von sämtlichen Anbauten und später hinzugefügten Bauelementen befreit und auf seine klare Kubatur und Tragwerk zurückgeführt.
Im Inneren wurden das Fachwerk und Gebälk zu großen Teilen freigelegt und erlebbar gemacht. Zum einen um mehr natürliches Tageslicht in das Gebäudeinnere zu transportieren und zum anderen für ein von außen nicht zu erahnendes Raumerlebnis. Denn durch freigelegte und rückgebaute Decken-und Wandflächen werden große Luft-und Lichträume sowie Galerien generiert, welche die unterschiedlichen Ebenen der Büros miteinander visuell verbinden.
Für die Erschließung der oberen Verwaltungsräume sorgt eine neue Treppe auf der Nordseite.


Material
Die verwendeten Materialien und Oberflächen folgen dem Prinzip: „What you see is what you get.“ Historie und Zeitgeist geben sich dabei die Klinke in die Hand.
Bruchstein, Sumpfkalkschlämme und verkohltes Holz in Kombination mit handgeschnitzten weißen Zierrahmen prägen die äußere Erscheinung. Im Innern treten natürliche Lehmputze und helle Kaseinfarben in Kontrast zu dunklen Rohstahl- oder spiegelnden Chromstahloberflächen. Für die Böden der Büros und Besprechungsräume wurden schallabsorbierende, anthrazitfarbene Teppichböden eingesetzt. Alle anderen Flächen sind mit großformatigen, geölten Eichendielen ausgelegt. Für die Blockstube wurden vorgefundene, historischen Dielen des Objektes aufgearbeitet und wiederverwendet. Alle anderen öffentlichen Bereiche sind mit Zementfliesen ausgelegt.
Alle drei Hauptgeschosse verbinden unterschiedlich farbige Sanitärräume. Gegenüber der reduzierten Farbgebung der Grundsubstanz wurden für diese untergeordneten Räume intensivere Farben wie Violett, Purpur und Türkis gewählt.
Bestehendes und Neues ergänzen sich zu einer selbstverständlichen Einheit. Es bleibt ein Umgebindehaus, aber eines das im Hier und Jetzt steht.












Daten
Bauvorhaben: Faktorenhaus Schönbach | Umbau eines Umgebindehauses
Bauherr: Uwe Starke e.Kfm.
Fertigstellung: 2020
Fotograf: Robert Rieger
Architekturfilm: Ertzui Film


Mühle Rasurkultur
Tief im Erzgebirge, im kleinen Ort Hundsdübel bei Stützengrün, stellt die Firma Mühle seit rund 80 Jahren edle Rasurprodukte her. Lokal und handwerklich gefertigt aus Aluminium, Holz, Porzellan, Harz und Dachshaar, sind sie Rasierenden weltweit ein Begriff.
Für das expandierende Unternehmen wurde das schmale, am Hang liegende Werksgelände, mit einer neuen Fertigungshalle nachverdichtet.
Idee
Mit dem Ersatzneubau sollte eine Arbeitsstätte entstehen, die eine Raffinesse entfaltet, die genau den Produkten und der Arbeitsweise von Mühle entspricht: lokal und hochwertig, traditionsbewusst und modern, scharfkantig und doch behutsam.
Auf Grundlage der städtebaulichen Vorgaben wird die 400qm große Halle als Bindeglied zwischen zwei bestehende Gebäude auf dem Werksgelände positioniert.
Diese gliedert sich in einen hohen eingeschossigen Produktionsteil und einen kleineren zweigeschossigen Bereich. Im Erdgeschoss dieser „Haus im Haus“- Konstruktion sind Büros und Verwaltungsräume untergebracht. Im Obergeschoss konnte ein großer Beratungsraum mit Blick in die Werkhalle untergebracht werden.
Äußerlich präsentiert sich der Neubau als gläsern schimmernde Erscheinung. Das Glas lässt die Außenräume nach Innen fließen, ermöglicht Einblicke in den Fertigungsprozess und sorgt nicht zuletzt für eine maximale natürliche Belichtung der Halle.
Gegliedert wird die Fassade durch fein schimmernde und präzise gekantete Aluminiumprofile – eine bewusste Referenz zu den edlen Rasurprodukten, die hier am Standort gefertigt werden. Kontrastierend zur äußeren Erscheinung ist das Innere der Halle wie ein bergender, wärmender Körper fast ausschließlich von hölzernen Oberflächen geprägt.




Material
Einfach und doch elegant, bildet eine flügelgeglättete Stahlbetonbodenplatte die konstruktive Basis des Neubaus. Die Bodenplatte sorgt mittels Industriebodenheizung gleichzeitig für die Wärmeversorgung der Halle, die auf einer Sohle-Wasserwärmepumpe basiert.
Eine rückseitige Stahlbetonwand, die im Inneren in Sichtqualität ausgeführt wurde, stützt das Gebäude gegen den nord-westlichen Hang.
Aufgrund der unmittelbaren Nähe zum Erzgebirge und vor dem Hintergrund eines bewussten Bauens mit nachwachsenden Rohstoffen sind alle anderen Tragelemente als Holzkonstruktionen konzipiert. So sind Stützen und Träger aus Brettschichthölzern gefertigt. Decke und Dach sind als massive Brettsperrholzelemente konzipiert. Auch die inneren Fensterkonstruktionen und akustischen Verkleidungen sind aus dem Werkstoff Holz.
Diese natürlichen Materialien sorgen neben guten konstruktiven und isolierenden Eigenschaften für ein gesundes Klima in der Halle.
Das Dach, durch die Hanglage im Ort gut sichtbar, ist größtenteils begrünt und beherbergt die Photovoltaik, die den Strom für die Erdwärmepumpe liefert.






Daten
Bauvorhaben: Mühle Rasurkultur, Neubau Werkshalle 4
Bauherrschaft: Mühle | Hans-Jürgen Müller GmbH & Co. KG
Fertigstellung: 2023
Fotograf: Simon Menges; Felix Brüggemann


Heizkraftwerk Leipzig-Süd
Hinter den Bahngleisen, im Süden von Leipzig, erhebt sich das neuen Heizkraftwerk Süd, mit seinen markanten, farbigen Kuben. Es ist Deutschlands erstes Heizkraftwerk, welches ausschließlich mit Wasserstoff betrieben werden kann.
Im Grunde genommen setzen sich die die neuen Objekte aus rein technischer Apparatur zusammen. Eine Art überdimensionaler Motorblock. Da sie sich jedoch nicht ohne Weiteres in die Umgebung, die teilweise aus hochwertigen, denkmalgeschützten Backsteinbauten besteht, integrieren ließen, lobten die Stadtwerke Leipzig einen Gestaltungswettbewerb aus, den wir mit unserem Beitrag einer „keramischen Fortsetzung“ gewinnen konnten.
Die Idee bestand darin, das in unterschiedlichen Farben gebrannte Sichtmauerwerk der historischen Kraftwerksbauten, aus gelben, braunen und rötlichen Klinkersteinen, auf die drei Neubauten zu übertragen. Trotz der technischen Funktion sollte die Materialität der Fassaden eine Wertigkeit erzeugen, die mit der Umgebung und den Bestandsbauten korrespondiert. Das Material ist dabei ebenso gebrannter Ton. Jedoch als vorgehangene, glasierte Platten mit feiner, unregelmäßiger Vertikalstruktur.
Nur die Sockelgeschosse sind weiterhin in Klinkermauerwerk ausgebildet. Ihr, zum Teil schräger, Abschluss formt dabei die jeweils gegenüberliegende Häusersilhouette, bzw. Dachlandschaft nach und schafft trotz einer hohen Eigenständigkeit eine weitere Beziehung zum Quartier.




















Daten
Bauvorhaben: Heizkraftwerk Leipzig Süd | Fassadengestaltung der Anlagengebäude
Auftraggeber: Stadtwerke Leipzig, Zusammenarbeit mit Fichtner GmbH
Einladungswettbewerb 2020, Zuschlag
Fertigstellung: 2023


Apotheke am Stadtwald
Eingebettet in den Grünbestand einer Krankenhausanlage fügt sich der Neubau eigenständig in das Ensemble des Kulturdenkmals ein. Die mehrwinklige Gebäudeform resultiert aus den örtlichen Gegebenheiten und der sich daraus ableitenden funktionalen und gestalterischen Ziele. Durch eine horizontale Besenstrichstruktur in der beigefarbenen Putzfassade erhält die Oberfläche eine changierende Wirkung und korrespondiert mit den umgebenden Bestandsbauten. Fensterelemente sind als schlanke Aluminiumschwingfensterkonstruktion flächenbündig in die Fassade integriert. Ein mit Holzelementen verkleideter Einschnitt in das Gebäudevolumen verweist signifikant auf den Haupteingangsbereich der Apotheke. Im Kontrast zum scharfkantigen Äußeren ist der Hauptverkaufsraum ein bergender, weicher Kokon. Geprägt von raumhohen Wandvertäfelungen und Einbaumöbeln, aus dunklen Holzoberflächen, tritt der Besucher in einen unerwartet geborgenen Kosmos ein. Dynamisch geschwungene Verkaufstresen in hochglanzlackierten Oberflächen ergänzen die Szenerie. Natürliches Tageslicht dringt zenital über kreisrunde Dachoberlichter in den Raum, die den Blick in die Baumwipfel der Umgebung frei geben.








Daten
Bauvorhaben: Apotheke am Stadtwald | Neubau in Zwickau-Marienthal
Bauherrin: Uta Münch
Fertigstellung: 2009
Fotograf: Maximilian Meisse, Geuther


Polizeiposten Schneeberg
Das historische, denkmalgeschützte Gebäude im Zentrum der Bergstadt Schneeberg wurde zu einem Polizeiposten umgebaut und saniert.
Dafür wurde die Substanz strukturell auf ihren Ursprungszustand zurückgeführt. Neue Raumelemente, Materialien und Oberflächen in Form von Möbeln, Türen und Belägen werden als zeitgemäße „Zutat“ in dem historischen Gebäudekomplex verstanden, jedoch auf ein notwendiges Minimum reduziert. Sie entsprechen den heutigen funktionalen und technischen Standards, orientieren sich in ihren geschwungenen und gerundeten Formen aber an der Ornamentik und den Gewölben des Bestands.
Durch die zurückhaltende, asketische Gestaltung entsteht ein feiner, aber bewusster Kontrast mit der historischen Substanz. Die Qualitäten der jeweiligen Epochen werden somit erst wahrnehmbar.
Es entsteht ein zeitgemäßer Polizeiposten ummantelt von der Qualität der fast 500 Jahre bestehenden historischen Substanz.






Daten
Bauvorhaben: Polizeiposten Schneeberg | Umbau, Verlegung und Ausbau
Bauherr: Land Sachsen, SIB NL Zwickau
Fertigstellung: 2008
Fotograf: Bertram Bölkow