Lutherarchiv Eisleben

Lutherarchiv Eisleben

Massiver Speicher im Weltkulturerbe

Auf Grundlage des Konzeptes „form follows history“ löst das Gebäude den scheinbaren Widerspruch auf, einen Neubau in einem Altbau zu bauen. Durch die Verschmelzung des Bestehenden mit ergänzenden Strukturen entsteht eine neue organische Gebäudeeinheit.
Diese wahrt einerseits die Integrität des Straßenzugs und den Bezug zur Geschichte des Hauses als Teil der historischen Stadtstruktur Eislebens und verleiht andererseits mit einer eigenständigen Architektursprache, der Umgebung neue Impulse.
Ein weiß geschlämmter Hybrid als neues Ganzes.

Idee

Das bestehende Gebäude wurde bis auf die vier Außenwände komplett zurückgebaut. Die Straßenfassade wurde in ihr Ursprungsbild, mit einer vierachsigen Gliederung auf beiden Ebenen zurückgeführt. Da das geforderte Raumprogramm des zukünftigen Archivgebäudes nicht komplett innerhalb des Altbaus untergebracht werden konnte, erfolgte auf der Gartenseite eine räumliche Ergänzung zum bestehenden Gebäudevolumen. Jedoch so, dass die Grenzen zwischen Alt und Neu verwischen. Dazu wurden die beiden Außenecken der gartenseitigen Bestandswand zu den Eckpunkten des ehemaligen Treppenhausanbaus verlängert. Das Bestandsdach wurde, auf Grundlage der historischen Dachneigung, auf die neue Außenachse verlängert. Eine Referenz an die Eisleber Dachlandschaft, mit ihren großflächigen, tiefgezogenen Steildächern. Es gibt beim neuen Lutherarchiv keine Zufälligkeiten, sondern die Form und Gestalt folgt dem, was das Gebäude und der Ort vorgeben.

„Mit dem Lutherarchiv wird deutlich, dass Archive keine passiven, sondern aktive Orte sind, die die Geschichte ins Bewusstsein der Gesellschaft bringen können“
Federal Minister of Construction Barbara Hendricks (SPD)

Exterieur

Wie eine massive Burg steht der weiß geschlämmte Baukörper im historischen Stadtraum der Seminarstraße. Die dicken Außenwände, bis zu 1,20m dick sind eine Kombination aus Bestandswand, Isolation und neuen Wandstrukturen. Die hervorstehenden Fensterleibungen aus Beton vermitteln optisch zwischen den ehemaligen Putzfaschen der historischen Fenster und dem inneren Betonkern des Archivs.
Alle alten Putze wurden entfernt. Eine anschließend aufgebrachte, weiße Putzschlämme verbindet Bestehendes und Neues zu einem neuen Ganzen.

Interieur

Im Inneren des Gebäudes wird der Besucher von einer Großzügigkeit überrascht, die von außen, wenn überhaupt, nur über die großen Fassadenöffnungen auf der Gartenseite zu erahnen ist. Die Erschließung des Lutherarchivs erfolgt vom Schöpfungsgarten aus, über einen markanten, tief in der Wandleibung liegenden Eingang. Das überhöhte zweigeschossige Foyer transformiert den ehemals an dieser Stelle befindlichen zweigeschossigen Treppenhausanbau zu einem ausdrucksstarken, atmosphärischen Raum, welcher unter dem steilen Satteldach Bezüge zum Garten und zu Luthers Taufkirche herstellt. Angrenzend an das Foyer sind im Erdgeschoss öffentliche, ausnahmslos barrierefreie Räume angeordnet. Der Seminarraum ist als durchgesteckter Raum, das Bindeglied zwischen Straßenzug und Schöpfungsgarten. Ein großformatiges Fenster stellt dabei den Bezug zum Ensemble Luthers Geburtshauses her. Bibliothek und Depoträume befinden sich in den Obergeschossen und werden vom Foyer aus über einen, zum Teil offenen, Treppenraum erschlossen.

Daten

Bauvorhaben: Lutherarchiv Eisleben | Umbau und Ergänzung
Auftraggeber: Stiftung Luthergedenkstätten Sachsen-Anhalt
Architektonisches Qualifizierungsverfahren: 2012, 1. Preis
Fertigstellung: 2015, Aussenanlagen 2016
Fotograf: Simon Menges
Architekturfilme: Ertzui Film

Faktorenhaus Schönbach

Faktorenhaus Schönbach

Umbau eines Umgebindehauses von 1785

Eingebettet in die traumhafte Naturkulisse des Landschaftsschutzgebietes Oberlausitzer Bergland befindet sich die kleine Ortschaft Schönbach.
Neben der Idylle der Natur sind es aber nicht zuletzt die zahlreichen Umgebindehäuser, die der Oberlausitz zu überregionaler Bekanntheit verhelfen.
Bei dieser besonderen Bauweise ist der Hauptraum im Erdgeschoss in einer gesonderten Holzblockbauweise errichtet und von einem umlaufenden Stützensystem umgeben.

Hintergrund

Das Faktorenhaus in Schönbach wurde um 1785 als repräsentatives Wohn- und Wirtschaftsgebäude in Umgebindestruktur errichtet. Faktoren waren seinerzeit Leinwandhändler, die Tuchverarbeiter mit Garnen und Ausrüstungen belieferten.
Nach mehr als 30 Jahre Leerstand und einem sich immer mehr verschlechternden Gebäudezustand hat sich erneut ein Händler der historischen Immobilie angenommen. Doch statt Leinen und Garnen handelt das mittelständige Unternehmen, das nun ins Faktorenhaus eingezogen ist, mit zeitgenössischen Möbeln und Küchen.
In den oberen Ebenen ist der Verwaltungsapparat dieses Unternehmens untergebracht.
Das Erdgeschoss als halböffentlicher Bereich nimmt unter seinen historischen Kreuz- und Tonnengewölben Foyer, Garderobe, Toiletten und Seminarräume auf. Nach wie vor bleibt aber das Herzstück des gesamten Objektes die Blockstube. Diese wurde unter Beibehaltung ihrer historischen Struktur in einen atmosphärischen Gastraum mit offener Küche und Kamin überführt.

Idee

Das gesamte Faktorenhaus steht als bedeutendes Kulturdenkmal unter Denkmalschutz.
Übergeordnetes Ziel war es vor diesem Hintergrund das Ursprungsbild des “Faktorenhauses” zu bewahren, es jedoch mit einer auf die neuen Nutzungen abgestimmten Gestaltung zeitgenössisch fortzuschreiben.
Auf dieser Basis wurde das Gebäude von sämtlichen Anbauten und später hinzugefügten Bauelementen befreit und auf seine klare Kubatur und Tragwerk zurückgeführt.
Im Inneren wurden das Fachwerk und Gebälk zu großen Teilen freigelegt und erlebbar gemacht. Zum einen um mehr natürliches Tageslicht in das Gebäudeinnere zu transportieren und zum anderen für ein von außen nicht zu erahnendes Raumerlebnis. Denn durch freigelegte und rückgebaute Decken-und Wandflächen werden große Luft-und Lichträume sowie Galerien generiert, welche die unterschiedlichen Ebenen der Büros miteinander visuell verbinden.
Für die Erschließung der oberen Verwaltungsräume sorgt eine neue Treppe auf der Nordseite.

Material

Die verwendeten Materialien und Oberflächen folgen dem Prinzip: „What you see is what you get.“ Historie und Zeitgeist geben sich dabei die Klinke in die Hand.
Bruchstein, Sumpfkalkschlämme und verkohltes Holz in Kombination mit handgeschnitzten weißen Zierrahmen prägen die äußere Erscheinung. Im Innern treten natürliche Lehmputze und helle Kaseinfarben in Kontrast zu dunklen Rohstahl- oder spiegelnden Chromstahloberflächen. Für die Böden der Büros und Besprechungsräume wurden schallabsorbierende, anthrazitfarbene Teppichböden eingesetzt. Alle anderen Flächen sind mit großformatigen, geölten Eichendielen ausgelegt. Für die Blockstube wurden vorgefundene, historischen Dielen des Objektes aufgearbeitet und wiederverwendet. Alle anderen öffentlichen Bereiche sind mit Zementfliesen ausgelegt.
Alle drei Hauptgeschosse verbinden unterschiedlich farbige Sanitärräume. Gegenüber der reduzierten Farbgebung der Grundsubstanz wurden für diese untergeordneten Räume intensivere Farben wie Violett, Purpur und Türkis gewählt.
Bestehendes und Neues ergänzen sich zu einer selbstverständlichen Einheit. Es bleibt ein Umgebindehaus, aber eines das im Hier und Jetzt steht.

“(…) eine verblüffende Modifikation der Gebäudestruktur, die sich in ihrer Tragweite von außen nicht einmal erahnen lässt.”
Reinhard Krause – AD 04/2021
“Vorhandene historische Bauteile und neue moderne Raumelemente bilden dabei eine gelungene Symbiose und schaffen eine einmalige Arbeitsatmosphäre.”
Thomas Geuder – md 3/2022

Daten

Bauvorhaben: Faktorenhaus Schönbach | Umbau eines Umgebindehauses
Bauherr: Uwe Starke e.Kfm.
Fertigstellung: 2020
Fotograf: Robert Rieger
Architekturfilm: Ertzui Film

Martinskirche Apolda

Martinskirche Apolda

Hölzernes Implantat im Kirchenschiff

Der 1119 erstmals erwähnte Kirchenbau, im Herzen Apoldas, zählt zu den ältesten Gebäuden
der Stadt. Nach mehreren Umbauten wurde der imposante Bau bis 2017 als Lager und
landeskirchliches Depot genutzt und steht nun leer. Nur der Gebäudeteil der Kapelle wird noch als sakraler Raum genutzt.
Im Rahmen der Internationalen Bauausstellung – IBA Thüringen wurde ein Architekturwettbewerb initiiert, der ein Umnutzungskonzept des Kirchenschiffs zu einem Kulturzentrum vorsah. Ziel war es, dem Ort und dem Gebäude zu überregionaler Strahlkraft zu verhelfen und als Anlaufpunkt wieder im städtischen Gefüge zu verankern.
Unser Beitrag überzeugte mit einem radikalen und zugleich behutsamen Entwurfsansatz.

Idee

Die Idee besteht darin, ohne wesentliche Eingriffe in die tragende Bausubstanz ein Haus im Haus
zu errichten. Mit dem Ziel, eine Architektur als Impulsgeber zu generieren, die mit einer eigenen
Strahlkraft dem alten Gemäuer neues Leben einhaucht. Die Innovationskraft liegt dabei in der
Einfachheit der architektonisch-räumlichen Idee, die das Verhältnis von Leerraum umkehrt. Der
Bestand wird dabei nur minimal tangiert. Eine offene Struktur sorgt für viel natürliches Licht
in den neuen Räumen sowie für eine einzigartige Korrespondenz zwischen Bestand und Neubau.

Funktion

Die neuen Räume und Strukturen sind flexibel für kulturelle Nutzungen angelegt.
Insbesondere das „freigespülte“ Erdgeschoss – die neue Plaza – definiert sich mit über 220qm als
großer, multifunktionaler Raum mit einzigartiger Atmosphäre.
Darüber ruht eine zweigeschossige Leichtbaukonstruktion. Hier sind alle wesentlichen
Funktionen, wie ein kleiner Saal, ein Kinderraum und ein großer Saal untergebracht. Die
bestehenden Räume des Turms werden in die Umnutzung einbezogen. Über eine offene Treppenanlage sind diese Bereiche mit den neuen Räumen im Kirchenschiff verbunden.

„Die Jury würdigt die herausragende räumliche, atmosphärische und symbolische Qualität dieses Entwurfs. Mit der neuen Figur wird ein nahezu einzigartiges Bild geschaffen, das verspricht, die Martinskirche weithin zu einer Ikone der modernen Kirchenumnutzung werden zu lassen.“
Jurys statement competition 2020

Konstruktion

Das neue Objekt leitet seine Kräfte über massive Stahlbeton- Grundkonstruktionen ab. Die Gründung erfolgt dabei über Mikrobohrpfähle bis in ca. 14m Tiefe. Nur zwei ellipsenförmig, geschwungene Stützpfeiler tragen die darüber liegende, auskragende Deckenplatte. Diese ist aufgrund ihrer Abmessung und freitragenden Struktur als Spannbetondecke konzipiert. Die darüber liegenden beiden Geschosse sind von einem hölzernen Rautengewebe umhüllt und getragen. Diese netzartige Struktur setzt sich aus einzelnen Brettschichtholzelementen zusammen. Sie geben dem Implantat seine äußere Erscheinung, sorgen für die thermische und akustische Trennung zum Hauptkirchenraum und bilden in ihrem Gesamtzusammenhang ein homogenes Tragwerk. Die einzelnen Rautenelemente können dabei neben der grundsätzlichen Nutzung als Fensteröffnung, u.a. als Akustikmembran; Lautsprecher sowie als Träger für Kunstlicht genutzt werden. Um die unterschiedlichen Konstruktionsarten optisch zu einem einheitlichen Ganzen zu führen, werden beide Oberflächen von außen weiß lasiert.
Im Inneren sind Decken und Böden in natürlicher Holzoberfläche belassen.
Raumabtrennung und erforderliche Stauräume werden über raumhohe, hölzerne Einbauschränke und -regale realisiert. Die Bestandskonstruktionen im Kirchenschiff und Turm werden als solche belassen und nur durch. neue Bodenbeläge, Beleuchtung u.ä. zeitgemäß ergänzt.

Daten

Bauvorhaben: Martinskirche Apolda | Umbau zum Soziokulturzentrum
Bauherrschaft: Ev.-Luth. Kirchgemeinde Apolda, unterstützt durch EKM | Kooperationspartner IBA Thüringen
eingeladener Realisierungswettbewerb: 2020, 1. Preis
Fertigstellung: 2026 – in Ausführung

Heizkraftwerk Leipzig Süd

Heizkraftwerk Leipzig Süd

Keramische Fortsetzung des Bestehenden

Hinter den Bahngleisen, im Süden von Leipzig, erhebt sich das neuen Heizkraftwerk Süd, mit seinen markanten, farbigen Kuben. Es ist Deutschlands erstes Heizkraftwerk, welches ausschließlich mit Wasserstoff betrieben werden kann.
Im Grunde genommen setzen sich die die neuen Objekte aus rein technischer Apparatur zusammen. Eine Art überdimensionaler Motorblock. Da sie sich jedoch nicht ohne Weiteres in die Umgebung, die teilweise aus hochwertigen, denkmalgeschützten Backsteinbauten besteht, integrieren ließen, lobten die Stadtwerke Leipzig einen Gestaltungswettbewerb aus, den wir mit unserem Beitrag einer „keramischen Fortsetzung“ gewinnen konnten.
Die Idee bestand darin, das in unterschiedlichen Farben gebrannte Sichtmauerwerk der historischen Kraftwerksbauten, aus gelben, braunen und rötlichen Klinkersteinen, auf die drei Neubauten zu übertragen. Trotz der technischen Funktion sollte die Materialität der Fassaden eine Wertigkeit erzeugen, die mit der Umgebung und den Bestandsbauten korrespondiert. Das Material ist dabei ebenso gebrannter Ton. Jedoch als vorgehangene, glasierte Platten mit feiner, unregelmäßiger Vertikalstruktur.
Nur die Sockelgeschosse sind weiterhin in Klinkermauerwerk ausgebildet. Ihr, zum Teil schräger, Abschluss formt dabei die jeweils gegenüberliegende Häusersilhouette, bzw. Dachlandschaft nach und schafft trotz einer hohen Eigenständigkeit eine weitere Beziehung zum Quartier.

„Atelier ST ist es gelungen, mit einer differenzierten Fassade einem Industriegebäude Identität zu gegeben und es sowohl mit seiner städtischen Umgebung als auch seinem kulturellen Erbe in Einklang zu bringen. Dafür wurde das Büro 2024 für den Deutschen Fassadenpreis in der Kategorie -Das besondere Detail- nominiert.“
Hanna Sturm – Bauwelt 02.2025
“Ein Farb- und Fassadenspiel aus Klinker und Keramik, das der Typologie Kraftwerk ein ganz neues Gesicht verleiht.”
Moeding Ceramics

Daten

Bauvorhaben: Heizkraftwerk Leipzig Süd | Fassadengestaltung der Anlagengebäude
Auftraggeber: Stadtwerke Leipzig, Zusammenarbeit mit Fichtner GmbH
Einladungswettbewerb 2020, Zuschlag
Fertigstellung: 2023

Kaffeegarten "Am Mühlwerder"

Kaffeegarten Am Mühlwerder

Ein gewachsener Ort der entspannten Lebensfreude

Das einzigartige Grundstück befindet sich südlich der Innenstadt von Halle an der Saale. Der historische Kaffeegarten entstand zu Anfang des 18. Jahrhunderts und war bis Mitte des 20. Jahrhunderts ein beliebtes Naherholungs- und Ausflugsziel.
Um das Potenzial und den unverwechselbaren Charme des denkmalgeschützten Ortes, in diesem historisch so wertvollen Kontext, wieder zu aktivieren, war ein besonders feinfühliger Umgang mit dem zu erhaltenden Bestand essenziell. Unser Konzept sah vor, die historischen Bestandsgebäude wieder zu nutzen, umzubauen und für die neuen Anforderungen zu transformieren. Aufgrund der geplanten, vielfältigen Nutzungen bedurfte es jedoch auch neuer baulicher Strukturen. Diese notwendigen Erweiterungen werden größtenteils auf der Basis des historischen, städtebaulichen Fußabdrucks errichtet. Denn das heutige Areal war im Mittelalter wesentlich dichter bebaut. Die wertige und zeitlose Materialität aus Natursteingewänden, fein strukturierten Kalkputzen sowie kassettierten Fenster- und Türelementen ergänzt, die selbstverständliche Verbindung von Alt und Neu.
Der ehemalige Kaffee- und Biergarten soll somit in seiner Funktion und Erscheinung wieder aktiviert werden, ebenso die Säle. Neue „Zutaten“ wie ein Feinkostladen, ein Restaurant, Ferienappartements sowie Hostelzimmer, transportieren das geschichtsträchtige Grundstück in einen zeitgenössischen, unverwechselbaren Ort der Naherholung.

„Der idyllische Garten mit dem Musikpavillon gehört ebenso dazu, wie wundervolle Veranstaltungen, vom Karneval bis hin zu regelmäßigen Tanzabenden und unvergessliche Begegnungen mit Gästen.”
Christine Hempel (born Kurzhals), grandchild of the former operator Otto Kurzhals

Daten

Bauvorhaben: Kaffeegarten Am Mühlwerder | Sanierung und Erweiterung eines historischen Ensembles für Gastronomie und Übernachtung
Bauherrschaft: GWG Gesellschaft für Wohn- und Gewerbeimmobilien Halle-Neustadt mbH
Fertigstellung: 2026 – in Ausführung

HILDEN

HILDEN

Retreat im Kohrener Land

Die Gemeinde Greifenhain gehört zum Kohrener Land. Ein wunderbarer Landstrich, der mit seinen weich geschwungenen Hügeln, weiten Wiesen und Feldern auch als Toskana Sachsens bezeichnet wird.
Ein ehemaliger Viertseitenhof, der zentral im Ort gelegen ist und von dem aktuell nur noch zwei Gebäude erhalten sind, wird zu einem Retreat umgewandelt. Es entsteht ein Ort für Kunst und Kulinarik, ebenso wie für Rückzug und Kontemplation.

Idee

Die Potentiale des Grundstücks liegen in seinen Kontrasten und Gegensätzen. Offene Grünfläche zu geschlossener Hofbildung. Langes Haupthaus zu kleinem Stallgebäude. Große Gewölbeflächen, mit dicken, massiven Grundmauern zu kleinen, einfachen Kammern, mit leichten Fachwerkstrukturen. Aufbauend auf diesen historischen Gegebenheiten leitet das Hofgut seine neuen, differenzierten Nutzungen ab. Das ehemalige Stallgebäude im Norden, wird in Form eines Neubaus wieder zum Leben erweckt. Seine Kubatur bezieht sich auf den historischen Bestand. Doch statt kleinteiliger ehemaliger Öffnungen, öffnet sich der sortenreine Holzbau, mit großen Fassadenöffnungen in die angrenzenden Wiesenauen. Die bestehenden Strukturen werden für die neue Nutzung so wenig wie möglich und so viel, wie für die neuen Funktionen notwendig, angepasst und ertüchtigt. Ziel ist es, das grundsätzliche Erscheinungsbild der Anlage wiederherzustellen und aus den historischen Gegebenheiten des Dorfes und den Bedingungen des Grundstücks einen eigenständigen und gleichwohl vertrauten Ort zu entwickeln. Eine selbstverständliche und einfache Architektur, mit maximaler Nutzungsflexibilität, großartigen Ausblicken und viel natürlichem Tageslicht. Ein neuer Anker mit überregionaler Strahlkraft. Ein Bauwerk zwischen Wald und Wiese, zwischen Privatheit und Gemeinschaft. Ein Gehöft, das schon immer selbstverständlicher Teil des Dorfes war und nun zu neuem Leben erweckt wird.

„HILDEN ist ein gewachsener, authentischer Ort auf dem Land, der den geheimnisvollen Geist des Bestehenden in sich trägt. Mit einer guten Portion Zeitgeist als weitere essenzielle Zutat wird daraus ein einzigartiger Begegnungsort für Kunst, Kultur und Kulinarik.“
The operator

Daten

Bauvorhaben: Umgestaltung eines Vierseithofs zu einem Retreat
Bauherrschaft: privat
Fertigstellung: 2026 – in Ausführung

Rustici Donego Lago Maggiore

Rustici Donego Lago Maggiore

Umbau regionaltypischer Steinhäuser am Lago Maggiore

Das Baugrundstück befindet sich auf der Westseite des Lago Maggiore, im italienischen Bergdorf Donego. Es ist ein nahezu original erhaltenes Dorf, dessen Bauten, in der für die Region typischen Steinbauweise, mit lokalem Granitstein, errichtet sind.
Aufgrund dieser ursprünglichen und in weiten Teilen gut erhaltenen Bausubstanz steht Donego unter Denkmalschutz und bildet die Grundlage für den Entwurfsansatz.

Idee

Das stark nach Süden abfallende Hanggrundstück gliedert sich in drei, bereits vorhandene Höhenlagen. Alle drei terrassierten Flächen geben einen grandiosen Panoramablick auf den See frei.
Auf diesen Ebenen befinden sich bereits steinerne Bauten, sogenannte Rustici. Das Konzept sieht vor, diese in der ortstypischen Bauweise zu ertüchtigen, behutsam umzubauen und in Teilen zu ergänzen.
Die übergeordnete Idee besteht darin, ein „Dorf im Dorf“ zu schaffen. Zentral ist hierbei der Innenhof auf der mittleren Ebene. Er soll als „Marktplatz“ dienen und Dreh- und Angelpunkt des Grundstücks werden. Die bestehenden Strukturen der Rustici rahmen den Hof, während dieser sich nach Süden zum spektakulären Panorama aus See- und Berglandschaft öffnet. Um den Aspekt der Rahmung weiter zu fördern, wird ein Neubau an die Nordseite des Platzes gesetzt, welcher sich in den vorhandenen Felsen hineingräbt.
Eine großzügige, rechteckige Öffnung schafft Bezüge zwischen Innen und Außen. Zwei Stufen führen hinunter ins Innere des Neubaus, dem Salon. Die Geste des Hineingrabens in den Felsen soll auch im Innenraum ablesbar sein.

Die untere Ebene des Grundstücks ist als Mischung aus befestigter Fläche und einer nach Westen angrenzenden, begrünten Gartenoase, inklusive eines kleinen Tauchbeckens konzipiert.
Von hier wird über eine schmale Treppe eine Anbindung zur unteren Gartenfläche geschaffen, von der ein Wanderweg direkt zum See führt.

“Ein jahrhundertealter, steinerner Saumpfad führt steil bergauf nach Donego. Diese malerischen Wanderwege führen vorbei an typischen, steinernen Rustici und erlauben atemberaubende Ausblicke auf den Lago Maggiore. Hier gibt es kein Grundstück, keinen Garten, in dem nicht mindestens ein blühender Kamelienbaum mit hunderten roten, rosa und weißen Kamelien steht. Man fühlt sich nah dem Paradies.“
hikers in 2011

Daten

Bauvorhaben: Rustici Donego | Sanierung eines denkmalgeschützten Rustici am Lago Maggiore
Bauherrschaft: privat
Entwurf: 2022

Cottage Gut Kerkow

Gut Kerkow

Neubau eines Ferienresorts als Ergänzung des historischen Hofguts

Gut Kerkow ist ein ökologischer Landwirtschaftsbetrieb im Herzen der Uckermark.
Neben Tagestouristen mit Interesse an der Landwirtschaft und biologischen Produkten zieht das Gut Kerkow immer mehr Menschen an, die für längere Zeit Ort und Landschaft genießen möchten. Um diese Sehnsüchte zu befriedigen, werden an drei unterschiedlichen Standorten, in der Nähe des Hofgut, spezifische Erholungsräume geschaffen. Die Architektur leitet sich dabei aus den einfachen Landwirtschaftsgebäuden der Umgebung ab. Gleichwohl sollen von den Bauten neue Impulse für das Gut und die Region ausgehen. Alle Gebäude werden in ökologischer Holzbauweise errichtet und durch die hofeigene Biogas-Anlage autark mit Energie versorgt.
Ein neues Apartmenthaus mit sechs Wohneinheiten und einem Wellnessbereich bildet im Norden der bestehenden Anlage den Auftakt der Baumaßnahmen. In Anlehnung an die Architektur nordischer Langhäuser und versehen mit einer dunklen Holzverschalung, vermittelt der kompakte Baukörper zwischen historischem Hofgut und dem weiten Landschaftsraum der Uckermark. Das Gebäude ist als sortenreiner Holzbau konzipiert.

„In Kerkow wollen wir regionale Wertschöpfungsketten erleb- und erfahrbarer machen und die Besucher über die Vorteile biologischer Lebensmittel aufklären und zu aufgeklärten Essern machen. Mit Agrotourismus, authentischen Produkten und Genuss wollen wir einen zeitgemäßen und authentischen Anlaufpunkt für Großstädter schaffen. Dazu gehört eben auch und gerade die Aufenthaltsqualität vor Ort sowie Räume zum Verweilen, Entspannen und Übernachten.“
The operator of Gut Kerkow

Tiny Houses

Im südöstlichen Teil des weitläufigen Grundstücks sind weitere Ferienwohnungen geplant. In der Nähe zur gegenüberliegenden Wohnsiedlung liegt der Fokus jedoch auf einer einzelnen, freistehenden Bebauung.
Vorgesehen sind neun freistehende Ferienhäuser in offener Bauweise mit lockerem Bebauungszusammenhang, wie er in der näheren Umgebung vorzufinden ist. Die Ferienhäuser integrieren sich in die Landschaft und positionieren sich eher frei verteilt auf den Grundstücken, im Einklang mit der Bestandsvegetation. Perspektivisches Ziel ist dabei auch die An- und Einbindung an das Hofgut und dessen touristische Stärkung.
Die ein- und zum Teil mehrgeschossigen Häuser, mit steilem Walmdach verschmelzen mit dem Landschaftsraum und der gebauten Umgebung.
Denn auch hier spielen die Verwendung von ortstypischen Materialien und Stilelementen, wie Holz und Backstein eine große Rolle. Ein Spiel aus Tradition und Zeitgeist das die Geschichte Kerkows unaufgeregt in die heutige Zeit transportiert.

Daten

Bauvorhaben: Gut Kerkow | Neubau Ferienensembles und Retreats in der Uckermark
Bauherrschaft: Gut Kerkow Tourismus GmbH
Fertigstellung: 2026 – in Planung

Gemeindehaus Rottenbach

Gemeindehaus Rottenbach

Feinfühlige Erweiterung des historischen Bahnhofsensembles

Im Rahmen der IBA Thüringen ist in der Gemeinde Rottenbach, in unmittelbarer Nähe zum frisch sanierten Bahnhof das neue Gemeindehaus errichtet worden. Als Ersatz für ein historisches Toilettenhaus, beinhaltet der Neubau neben Räumen für die Notdurft einen Veranstaltungsraum mit Küche, Lager und Foyer. Das eingeschossige, öffentliche Gebäude mit Walmdach interpretiert dabei typische, ortsprägende Gestaltmerkmale. Das neue Gemeindehaus wird von einer reinen Holzkonstruktion getragen. Eine farbig lasierte Holzfassade, in Kombination mit einer Dacheindeckung aus Naturschiefer verankern das Gebäude in seiner Umgebung.

„Mit der Erweiterung des Bahnhofensembles um ein Gemeindezentrum erhält die Gemeinde Rottenbach ein eigenständiges und gleichzeitig vertrautes Haus, das sich ganz natürlich in das historische Ensemble integriert. So wurde mit natürlichen Materialien und nachhaltigen Techniken ein weiterer Lieblingsort für die Bewohner Rottenbachs geschaffen.“
Ulrike Rothe – IBA Thüringen

Daten

Bauvorhaben: Neubau Gemeindehaus Rottenbach, Thüringen
Bauherrschaft: Gemeinde Rottenbach
Fertigstellung: 2024
Fotografie: Atelier ST – Viet Duc Nguyen; Thomas Müller

Königshöfe Dresden

Königshöfe Dresden

Vervollständigung des Neustädter Barockquartiers

Mit der Neubebauung Theresienstraße/ Palaisplatz soll das Barockviertel der inneren Dresdner Neustadt angemessen vervollständigt werden. Dabei werden die historisch-barocken Typologien in eine hochwertige Erscheinung transformiert. Unter Rückgriff auf Gestaltelemente des Barocks, wurden die neuen Gebäude im Kontext verankert, so als gehörten sie schon immer dazu. Die Größe von Fassadenöffnungen, -gliederungen und nicht zuletzt eine subtile Materialwahl lassen den Bestand jedoch mit dem aktuellen Zeitgeist verschmelzen. Dabei wurde der Lückenschluss, der sich aus den beiden Solitärbauten und des Anbaus am Palaisplatz ergibt, grundsätzlich als eine Einheit betrachtet. Auf Grundlage eines, an den Barock und die Natur des nahen Parks angelehnten Farbkonzeptes, setzen sich die drei Bauten farblich voneinander ab und bilden doch die Einheit eines neuen Quartiers.

„Durch die geschickte Transformation barocker Gestaltungselemente und einer sorgfältigen Materialwahl fügen sich die Neubauten perfekt in ihren historischen Kontext ein. Die subtilen Unterschiede in der Farbgebung und die fein abgestimmte Fassadengestaltung spiegeln den aktuellen Zeitgeist wider und würdigen gleichzeitig die historische Architektur.“
Jury statement prize: „building of the year 2023“ – „Stadtbild Deutschland e.V.“ 

Daten

Bauvorhaben: Königshöfe Dresden | Neubau Wohnkomplex im Barockviertel Dresden
Bauherrschaft: CG Gruppe
Fassadenworkshop 2017: 1. Preis
Fertigstellung: 2023
Projekt in Zusammenarbeit mit Fuchshuber Architekten, Leipzig
Fotograf: Simon Menges