MITTENDRIN
Lutherarchiv Eisleben

Lutherarchiv Eisleben

Massiver Speicher im Weltkulturerbe

Auf Grundlage des Konzeptes „form follows history“ löst das Gebäude den scheinbaren Widerspruch auf, einen Neubau in einem Altbau zu bauen. Durch die Verschmelzung des Bestehenden mit ergänzenden Strukturen entsteht eine neue organische Gebäudeeinheit.
Diese wahrt einerseits die Integrität des Straßenzugs und den Bezug zur Geschichte des Hauses als Teil der historischen Stadtstruktur Eislebens und verleiht andererseits mit einer eigenständigen Architektursprache, der Umgebung neue Impulse.
Ein weiß geschlämmter Hybrid als neues Ganzes.

Idee

Das bestehende Gebäude wurde bis auf die vier Außenwände komplett zurückgebaut. Die Straßenfassade wurde in ihr Ursprungsbild, mit einer vierachsigen Gliederung auf beiden Ebenen zurückgeführt. Da das geforderte Raumprogramm des zukünftigen Archivgebäudes nicht komplett innerhalb des Altbaus untergebracht werden konnte, erfolgte auf der Gartenseite eine räumliche Ergänzung zum bestehenden Gebäudevolumen. Jedoch so, dass die Grenzen zwischen Alt und Neu verwischen. Dazu wurden die beiden Außenecken der gartenseitigen Bestandswand zu den Eckpunkten des ehemaligen Treppenhausanbaus verlängert. Das Bestandsdach wurde, auf Grundlage der historischen Dachneigung, auf die neue Außenachse verlängert. Eine Referenz an die Eisleber Dachlandschaft, mit ihren großflächigen, tiefgezogenen Steildächern. Es gibt beim neuen Lutherarchiv keine Zufälligkeiten, sondern die Form und Gestalt folgt dem, was das Gebäude und der Ort vorgeben.

„Mit dem Lutherarchiv wird deutlich, dass Archive keine passiven, sondern aktive Orte sind, die die Geschichte ins Bewusstsein der Gesellschaft bringen können“
Federal Minister of Construction Barbara Hendricks (SPD)

Exterieur

Wie eine massive Burg steht der weiß geschlämmte Baukörper im historischen Stadtraum der Seminarstraße. Die dicken Außenwände, bis zu 1,20m dick sind eine Kombination aus Bestandswand, Isolation und neuen Wandstrukturen. Die hervorstehenden Fensterleibungen aus Beton vermitteln optisch zwischen den ehemaligen Putzfaschen der historischen Fenster und dem inneren Betonkern des Archivs.
Alle alten Putze wurden entfernt. Eine anschließend aufgebrachte, weiße Putzschlämme verbindet Bestehendes und Neues zu einem neuen Ganzen.

Interieur

Im Inneren des Gebäudes wird der Besucher von einer Großzügigkeit überrascht, die von außen, wenn überhaupt, nur über die großen Fassadenöffnungen auf der Gartenseite zu erahnen ist. Die Erschließung des Lutherarchivs erfolgt vom Schöpfungsgarten aus, über einen markanten, tief in der Wandleibung liegenden Eingang. Das überhöhte zweigeschossige Foyer transformiert den ehemals an dieser Stelle befindlichen zweigeschossigen Treppenhausanbau zu einem ausdrucksstarken, atmosphärischen Raum, welcher unter dem steilen Satteldach Bezüge zum Garten und zu Luthers Taufkirche herstellt. Angrenzend an das Foyer sind im Erdgeschoss öffentliche, ausnahmslos barrierefreie Räume angeordnet. Der Seminarraum ist als durchgesteckter Raum, das Bindeglied zwischen Straßenzug und Schöpfungsgarten. Ein großformatiges Fenster stellt dabei den Bezug zum Ensemble Luthers Geburtshauses her. Bibliothek und Depoträume befinden sich in den Obergeschossen und werden vom Foyer aus über einen, zum Teil offenen, Treppenraum erschlossen.

Daten

Bauvorhaben: Lutherarchiv Eisleben | Umbau und Ergänzung
Auftraggeber: Stiftung Luthergedenkstätten Sachsen-Anhalt
Architektonisches Qualifizierungsverfahren: 2012, 1. Preis
Fertigstellung: 2015, Aussenanlagen 2016
Fotograf: Simon Menges
Architekturfilme: Ertzui Film

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